Elmar Grüber
Ganzkörpermassage, Vollmassage

Guten Tag
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Guten Tag allerseits

Bei der Ganzkörper-Tiermassage führt die Arbeit mit der Massagekatze in vielen Fellen zu einer besseren Durchblutung...

Die Ganzkörpermassage, auch Vollmassage geheißen, dient dazu, den menschlichen Körper von ganz oben bis tief unten komplett zu massakrieren. Alle klassischen Massagetechniken kommen dabei zum Einsatz, mitunter sogar - bei männlichen Delinquenten - der effiziente Handjob. Es wird dabei eine marianengraben-tiefe Entspannung erreicht (ca. 11.034 Meter). Muskeln und Knochen werden dabei so weich, dass der Mensch und sein Leib zu einer gallertartigen Beschaffenheit zusammenfließen und zum Schluss die Form eines mittelgroßen Zierkürbisses annehmen. Dann allerdings wird es höchste Zeit aufzuhören mit dem Handgemenge bzw. eine kleine Pause einzulegen...

Geschichte

Die Vollmassage

 

 

Eine Wohltat, keine Frage,
ist ne herrliche Massage.
Nur Masseur-Persönlichkeiten,
die sich bestens vorbereiten,
sind im Grunde in der Lage,
über Rücken und Visage,
über Land und Leut´ zu gleiten.
Sie sind Engel uns´rer Tage.

Doch wo so ein Dilettant,
mit besonders grober Hand
über wehe Leiber fährt,
und deshalb wohl eher stört,
sollte man mit Sachverstand,
aber doch recht fulminant
schimpfen wie es sich gehört.
„Schafft den Stümper außer Land!“

Weg hier, lautet die Parole.
Und mit spöttischem Gejohle,
wenn es ihm auch nicht behagt,
dass man ihn so gar nicht fragt,
wird er aus der Metropole,
der Bevölkerung zum Wohle,
in die Wüste fortgejagt,
wo ihn bald der Teufel hole.

Aber wenn besagter Doofi
weg ist, und dafür ein Profi
das Massage-Zepter schwingt,
ist die Schongs, daß es gelingt
plötzlich wieder riesengroß.
Und man fragt sich, wann gehts los.

Welches Öl man nimmt ist wichtig.
Rohöl ist bestimmt nicht richtig.
Pflanzenöl ist gar nicht schlecht
für so ein Massiergefecht.
Denn man merke: Wer gut schmiert,
leidlich fährt und gut massiert.

Ist man gegen Öl allergisch,
ford´re man sofort energisch,
feinstes Puder zu verwenden,
um das Knet-Werk zu vollenden.
Ist von beidem nichts zu sichten,
muss man dennoch nicht verzichten.

Nun fehlt noch ein stilles Zimmer
denn - so glaubt mir - nichts ist schlimmer
als bei Lärm und Krach in Räumen
zu versuchen, sanft zu träumen,
um allmählich sich zu lösen
von den Haken und den Ösen

eines langen Arbeitstages.
Sagt doch selber, wer vermag es,
sich in solcher Atmosphäre
zu befreien von der Schwere
unerwünschter Emotion.
Sagt doch selbst, wer kann das schon?

Jetzt ist alles gut bereitet,
und der Körper ausgebreitet.
Auf des Meisters großem Tische
fängt nun auf verführerische
Art und Weise an die Chose.
Welch´ genialer Virtuose,

der da still sein Handwerk tut.
„Oh, wie herrlich, ist das gut,“
möchte man am liebsten stöhnen,
„daran kann man sich gewöhnen.“
Und der Kerl begann am Haupte,
was ich gerne ihm erlaubte.

Wo die Haartracht vorn beginnt,
wo der Stirne Falten sind,
reibt und schabt er ohne Ende,
gleitet sanft, doch sehr behände
über die Geheimratsecken,
die sich ziemlich hoch erstrecken.

Mir war neu, dass auch die Augen
trefflich zum Massieren taugen,
dass in ihren runden Löchern,
die recht hübsch sind, fest und knöchern,
blendend man drin kneten kann.
Und das tut der gute Mann.

Oh, wie mich die Angst doch quält,
dass den Augapfel er schält
mit den scharfen Fingernägeln.
Das entspräche nicht den Regeln.
Er verlässt der Augen Höhlen,
um den Zinken einzuölen.

Ich entspanne mich sogleich.
Muskeln werden seidenweich.
Und er gleitet langsam tiefer
und erreicht den Unterkiefer,
rüttelt an des Kinnes Lade,
Gnade, keuch´ ich, Gnade, Gnade.

Wenn ihn nur der Blitz jetzt träfe.
Doch er tastet sich zur Schläfe.
Angenehmer wird das Ganze,
und nun brech ich eine Lanze
für den Finger-Matador.
Endlich findet er das Ohr,

um den Daumen ´reinzudrücken.
Welche Wonnen, welch’ Entzücken.
Auch das andre hält er zu.
Welche Stille, welche Ruh’.
Diese wird nur unterbrochen
von des Herzens bangem Pochen.

Nein, er wird doch meinen Nacken
nicht mit rohen Kräften packen.
Aaaah, er spielt auf ihm Klavier.
Das ist gut, das lob’ ich mir.
Und er quetscht die ob’ren Teile
der gequälten Wirbelsäule.

Ooooh, mein Glück ist fast vollkommen,
und ich sehe - leicht benommen -
lauschig liegend auf dem Rücken
den Massage-Meisterstücken
voller Freudigkeit entgegen.
Welche Wohltat, welch’ ein Segen.

Nun vergreift er sich auch noch
an der Kopfhaut, ich jedoch
fürchte um die letzten Haare,
die so im Verlauf der Jahre
stets mir treu geblieben sind.
„Bitte Vorsicht, Menschenskind!“

Die Verluste wiegen schwer.
Die Gewinne jedoch mehr.
Darum halt´ ich weiter still,
weil er an die Brust mir will,
wo gering ist die Gefahr,
denn hier gibts nun mal kein Haar.

Brust und Bauch sind weit und breit
der Maestro sagt: „Allright.“
gießt das Öl mir auf die Brust.
Jaaaah, das weckt erneut die Lust.
Und das größte Wohlbehagen,
das mit Worten kaum zu sagen,

überkommt mich auf der Stelle.
Gänsehäutig wird die Pelle.
Und nun walkt er die Tapete,
dabei knackt so manche Gräte.
Hei - wie können Sehnen flutschen,
wenn sie über Knochen rutschen.

Als die segensreichen Hände
fast bis unten zu der Lende
mir der Brüste Warzen schoben
fühl´ ich mich der Welt enthoben.
Vive la Trance, hör´ ich mich hauchen
und beginne abzutauchen

in des Rausches große Welt.
Wie hat der das angestellt?
Nun noch die Extremitäten,
kein Problem, auch die zu kneten.
Alles kriegt er butterweich,
dieser ölverschmierte Scheich.

Jetzo mengt er sachgemäß
wie ein Bäcker am Gesäß,
der versucht, den Teig zu modeln.
Oooooh, ich will ekstatisch jodeln.
Holla, was passiert denn jetzt,
frage ich, leicht entsetzt.

Denn sein ölig-glatter Arm
flutschte glatt mir in den Darm.
„Zieh hinaus, was hinten steckt!“
„Sorry, niemand ist perfekt.“
Nach dem kurzen Dialog
er den Arm ins Freie zog.

War das eine Schrecksekunde.
Doch nun folgt die letzte Runde.
Rücken noch und Wirbelsäule
- „Obacht bei der Eiterbeule!!“ -
gilt es kräftig zu massieren,
harte Stellen aufzuspüren,

denn man weiß, dass wehe Rücken
schmerzlich auf die Laune drücken.
Dieses ist bekannt dem Mann.
Und so fängt er hinten an.
Bald schon spürt man, was man hat.
Links und rechts ein Schulterblatt.

Und schon krachen dort die Knochen,
doch mein Mut bleibt ungebrochen.
(„Hoffentlich die Mahlzeit auch.
Bratkartoffeln gabs, mit Lauch“),
denke laut ich so bei mir.
„Oh, Verzeihung, Herr Masseur“.

Unbeeindruckt macht der weiter,
Schrappt und schrubbelt wie kein Zweiter.
Selbst die kleinsten Muskelstränge
werden durch das Handgemenge
herrlich locker und entspannt.
Dieser Mensch ist ein Gigant,

Ja, ein Muskel-Musketier,
stets nen Muskel im Visier.
Von dem großen Rückenstrecker
bis zum kleinen Sitzbeinhöcker
bleibt kein Teilchen ungeknetet.
Gründlich, wie man Unkraut jätet,

setzt er seine Hände ein,
manchmal kräftig, manchmal fein,
ab und zu auch widerwärtig.
Halleluja, er ist fertig
Ja, geschlagen ist die Schlacht,
und das Knetwerk ist vollbracht.

Für die Wonnen, Herr Masseur
danke ich besonders sehr.
Bestens fühl´ ich mich und leicht,
locker, warm und aufgeweicht.
Nein, ich bin kein Schwadroneur,
wenn ich sage, trotz Malheur
bleibt Ihr Wirken unerreicht.
Vivat, vivat, Herr Masseur

 

 

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